TSV HARTHAUSEN/SCHER

1880-1889

Ausgaben- und Einnahmenrechnungen aus den Jahren 1878 bis 1886

Vom Monat Januar 1878 bis zum August 1886 liegt eine Ausgaben- und Einnahmenrechnung vor mit dem jeweiligen monatlichen Kassenbestand der Barschaft.

Diese beginnt am 1. Januar 1878 mit 1,90 Mark. Am 1. Januar 1886 hat sie den höchsten Stand mit 37,90 Mark. Die Einnahmen stammen aus den Monatsbeiträgen und den ganz spärlich vermerkten Spenden der Ehrenmitglieder sowie den erhobenen Eintrittsgeldern.

An Ausgaben waren zu bestreiten die jährliche Gausteuer von sieben Mark und die geringen Drucksachen und Portokosten bei Schauturnen, humoristische Vorträge und dergleichen,bei Christbaumfeiern und Schauturnen. Fuhrwerke waren zu bezahlen für die Fahrt zum Gauturnfest. Wer zum Militär einrücken mußte, erhielt aus der Vereinskasse ein Vereinsgeschenk von 1,70 Mark. Diese wurden bezahlt 1878 an Peter Weßner, 1880 an Konrad Kromer, 1881 an Jakob Kromer, 1882 an  Xaver Kromer, 1884 an Ivo Endriß, 1885 an Otto Stauß, Xaver Weßner und Adolf Stauß. Monatlich sind auch die zehn, 15, 25 oder 30 Pfennig Botenlohn für den Vereinsboten aufgeführt. Den Preisturnern bezahlte man den Beitrag für die Meldung beim Gauturnfest, die bei den Veranstaltungen benötigte Musik entschädigte man mit einem Fäßchen Bier ,man versuchte sein Glück 1878 mit Losen der landwirtschaftlichen Lotterie, nicht unerwähnt soll die Anschaffung des „Bayerischen Leitfadens für das Turnen“ im Jahr 1880 bleiben, er kostete immerhin 2,40 Mark. Was nun von den geringen Einnahmen noch übrig blieb, die Ausgaben waren auch entsprechend niedrig, das ließ man wieder allen, die zur Versammlung erschienen waren, zugute kommen, man pflegte die Geselligkeit nach dem Motto: „Es kann noch ein Fäßchen Bier getrunken werden“. Das ist in der Abrechnung der Jahre 1878 bis 1886 in jedem Jahr ein- oder auch zweimal vermerkt und ist ohne jeden Zweifel auch in den kommenden Jahrzehnten so beibehalten worden.

                                                        

Ehrenmitgliedschaft

Am 2. Dezember 1883 erließ der Turnverein ein Rundschreiben wegen der Ehrenmitgliedschaft. Man muß dieses so verstehen, daß der Verein zunächst ja nur aus jungen Männern bestand, die laut Statuten 16 Jahre alt sein mußten. Jüngere brauchten eine Ausnahmegenehmigung durch den gesamten Verein. Bei den allermeisten endete die Mitgliedschaft nach der Verheiratung, und manche wurden dann Ehrenmitglieder. Das war offenbar vom Verein her gesehen nicht berfriedigend. Folgendes Schreiben im Wortlaut kann die Ehrenmitgliedschaft am besten beleuchten.

 

An die

titl. Ehrenmitglieder des hiesigen Turnverein.

Es hat sich längst das Bedürfnis herausgestellt, in unserem Turnverein, die Frage zu lösen, wie die Ehrenmitglieder den Interessen des Vereins näher beigezogen oder wie dieselben dem Verein ihre Sympathie besser widmen können.

 

Bis jetzt sind die Ehrenmitglieder von dem Verein gewählt worden, ohne daß die meisten derselben etwas davon gewußt haben. Statutengemäß sind alle diejenigen Ehrenmitglieder, die sich Verdienst um den Verein erworben haben, gleichviel, ob solche den Verein jetzt noch etwas nützen oder nicht.

 

Eine solche Ehrenmitgliedschaft hat nun für das fernere Gedeihen des Turnvereins wenig Wert, die Sache tritt aber in eine andere Gestalt, wenn die Ehrenmitglieder den Verein und wenn auch nur durch den kleinsten Beitrag unterstützen, durch diese Beisteuer wird der Verein in die Lage gesetzt hin und wieder kleine gesellige Feste zu geben, Turnfahrten zu veranstalten usw., bei denen dann die Ehrenmitglieder möglichst berücksichtigt, an den meisten Begünstigungen aus der Kasse Teil haben. Des weiteren sollen dann die Ehrenmitglieder mehreren jährlichen von dem Vereinsvorstande festgesetzten Generalversammlungen beiwohnen berufs Hebung und Förderung des friedlichen gesellschaftlichen Lebens usw.

 

Als jährlichen Beitrag der Ehrenmitglieder zur Vereinskasse setzen wir vorläufig 50 Pfennig fest, wovon 25 Pfennig gleich oder bei der ersten Generalversammlung erhoben werden. Diese wird im Laufe des  Dezember oder anfangs Januar stattfinden.

 

Wir erachten eine zahlreiche Beteiligung für notwendig und rechnen es uns zur hohen Ehre an, wenn viele Mitglieder ihnen Beitrag für den Verein durch Unterschrift bekunden.

 

Harthausen, den 2. Dezember 1883                

                                                                                       Mit Turnergruß und Handschlag

                                                                                       I.V. Der Vorstand Benno Weiß

                                                                                       Der Kassier Mathias Oswald

 

Cirkuliert bei nachstehenden Mitgliedern mit freundlichem Ersuchen um sofortige Beitritts-Unterzeichnung.

 

                                             Unterschriften der untenstehenden Ehrenmitglieder

                                             Anton Weßner, Lindenwirt

                                             Paul Kromer, Schreiner

                                             Sebastian Gauggel

                              

Der Turnverein Harthausen nach den Gauakten

1879 und 1880  
Preisrichter und Vereinsvorstand wieder Casimir Failer.

1881 bis 1891
ist von Harthausen keine Mitwirkung erwähnt im Turngau. Der Verein hat trotz des Austritts aus dem Gauverband existiert, die oben angeführten Kassenbelege beweisen das, außerdem die am 2. März 1884 ergangene Aufforderung zum Wiedereintritt und das vom Gau am selben Tag berücksichtigte Gesuch den Turnplatz betreffend. 1885 fordert der Turnlehrer Wolf, Inneringen, bei der Fahnenweihe und beim Hohenzollerischen Gauturnfest in Inneringen den Verein Harthausen auf, sich dem Hohenzollerischen Gauverband wieder anzuschließen. Er wies auf die Worte Schillers hin: „Nur aus der Kräfte schön vereintem Streben…..“. Wahrscheinlich hatte der vorübergehende Austritt von Harthausen wirtschaftliche Gründe, in den 80er Jahren  erlitt der Ort dreimal totale Hagelschäden. So turnte man außer Gau und sparte die Gausteuer.