TSV HARTHAUSEN/SCHER

Die ersten Jahre

Gauverband 1872

Laut Protokoll vom 6 Oktober 1872 von dem in Sigmaringen abgehaltenen Gauturntag heißt es  unter Punkt 3: Es ist der Turnverein Harthausen/Scher in den Gauverband aufgenommen worden.

Im Jahre 1873 fand bereits die Fahnenweihe statt. Die Fahne ist übrigens in tadellosem Zustand und im Fahnenschrank auf dem Rathaus bestens verwahrt. Von dieser Feier ist noch das Originalblatt des von einem Männerchor gesungenen Fahnenschwurs erhalten. Siehe Original-Urkunde auf nebenstehender Seite.

1874 war in Gammertingen das 3. Gauturnfest, bei dem das erste Mal Preisturnen stattfand. Von den zwölf tätigen Preisrichtern waren aus Harthausen/Scher Josef Kromer und Josef Hagg. Das Sitzungsprotokoll des Gauausschusses von diesem Jahr hat mitunterzeichnet Josef F. Hagg. Er ist bereits im Jahre 1873 dem Lehrer Speidel als Vorstand gefolgt. 

Lied zur Fahnenweihe 1873

Fahnenschwur

  1. Grüßt Turngebrüder allzumal,
    die wir vereint hier stehen,
    mit lautem frohen Liederschall
    der Fahne erstes Wehen.
    Laßt in den frohen Jubel ein
    uns mischen ernste Schwüre,
    zu Freud und Leide treu zu sein,
    zu folgen dem Paniere.

  2. Auf seinem Flug den goldenen Aar
    treu kämpfend zu begleiten,
    der Weg ist nimmer Ehren bar,
    den er uns wird geleiten.
    Laßt jetzt bei Spiel und Wanderfahrt
    uns auf das Banner merken
    und hier durch Mühen und Ringen hart,
    die jungen Glieder stärken.
  1. Und kommt dann einst die ernste Zeit,
    hat Turnspiel uns gelehret,
    ohn Furcht zu stehn in Kampf und Streit,
    mit Kraft und Muth bewehret.
    Vereint umstehn wir das Panier,
    wenn’s Leben gilt und Sterben.
    Du, Herr Gott, läßt uns, fallen wir,
    die Siegespalmen erben.

„Panier“ und „Banner“, bedeuten „Fahne“
„nimmer Ehren bar“ (Ehren bar > Ehrenlos), bedeutet „immer Ehrenvoll“
„Aar“ bedeutet „Adler“

Laut Internetrecherche wurde das Lied nach der Melodie des Deutschen Weiheliedes „Stimmt an mit hellem hohem Klang“ gesungen.

Vielen Dank an Siegmund Traub
für die „Übersetzung“ bzw. für die Übertragung der „altdeutschen Schrift“ in die lateinische Schrift (Druckschrift) und die Erstellung des Liedblattes. (2020)

Die Aufnahme in den Turnverein muß eine feierliche Angelegenheit gewesen sein, die genau nach den Statuen erfolgen mußte. Und der Vorstand war für Aufnahmen nicht zuständig. Das möge das Aufnahmegesuch und deren Beantwortung durch den Vorstand Hagg zeigen.                                                         

Aufnahme Gesuch zum Beitritte des Turnvereins 1874

Harthausen/Scher, den 16. August 1874

Heute als am 16.August 74 erschein vor dem unterzeichneten Vorstande des Turnvereins Harthausen Thilo Failer und erklärte: Ich bin willens dem Turnverein Harthausen als Mitglied beizutreten, falls mein Gesuch seitens des Vereins Berücksichtigung findet. Nach §3 der Statuten kann aber dem Verein nur beitreten, wer das 16. Lebensjahr erreicht hat. Genannter Thilo Failer erklärt hierauf, daß er das nach den Statut gesetzte Alter noch nicht zurückgelegt habe.

Ich richte deshalb, indem ich dem §4 unserer Statuten entspreche, an den Verein die Anfrage

  1. Ob genannter Failer von §3 zu entbinden ist, oder
  2. ob derselbe bei festgesetzter Zeit als Zögling angenommen wird.

Der Vorstand der Turnvereins

Hagg                                  

Beitragseinzug

Da man auf den kleinsten Geldbetrag angewiesen war, mußte gewissenhaft abgerechnet und auch die Beiträge eingetrieben werden. So lief im Jahr 1874 ein Schriftwechsel nach und von Veringendorf wegen 42 Pfennig:

Wohllöbliches Bürgermeisteramt Veringendorf!

                                                                          Harthausen/Scher, den 9. Februar 1874

Nach Schlußrechnung der Turnvereinskasse dahier vom vorigen Jahre, schuldet Josef Rettich, zur Zeit Mitglied des Turnvereins den Betrag von 42 Pfennig zu unserer Kasse. Bei der am 2. Juni 1873 stattgefundenen Fahnenweihe überstieg der Kostenaufwand die Kräfte unserer Kasse, weshalb jedes Mitglied 30 Pfennig zur Deckung der Kosten zu bezahlen hatte. Da nun X.  Rettich sich mit seinem Beitrage sowie mit 12 Pfennig Monatsgeld im Rückstand befindet, (und X. Rettich bis dato Mitglied unseres Vereins ist, weil er seinen Austritt weder verlangte noch von dem Verein ausgeschlossen betrachtet wird) so ersuche ich das wohllöbliche Bürgermeisteramt ergebenst, dem Josef Rettich (gegen Rückgabe dieses an uns) gefälligst eröffnen zu wollen, daß, wenn er seinen Beitrag mit 42 Pfennig nicht sofort berichtigt, wir denselben, nach unseren Vereinsstatuten, welche strengstens zu halten jedes Mitglied mit eigenhändiger Namensunterschrift sich verpflichtet hat, gerichtlich belangen.

                                                                         Hochachtungsvoll und ergebenst

                                                                         Für den Turnverein Harthausen/Scher

                                                                         Der Vorstand Josef F. Hagg.

Worauf von Veringendorf die Antwort erfolgte:

                                                                         Veringendorf, den 12ten Febr. 1874

Auf Vorladung erschien Josef Rettich von hier, es wurde ihm Umstehendes eröffnet, derselbe erklärte, ich bin orts- und vereinsabwesend, glaube, daß ich nicht verpflichtet bin, später nachzuzahlen, so lange ich in Harthausen war, habe ich monatlich meine 6 Pfennig Beitrag bezahlt, was die 30 Pfennig Beitrag von außerordentlichen Kosten anbelangt, bin ich nicht in der Lage solche pflichtgemäß zu übernehmen, bezahle somit nicht weiter, und das weitere wird dem Verein überlassen; auf Verlesung

                                                                                                                             gez. Josef Rettich

Nr. 78                                                                                                                                 Attestiert der Bürgermeister gez.  Hagg

 

Wahlprotokoll vom 13. Juni 1875

                                                                                                               Harthausen, den 13. Juni 1875

Bei der heute stattgehabten Wahl sämtlicher Mitglieder des Vorstandes hiesigen Turnvereins erhielten von 17 abgegebenen Stimmen:

  1. zum Direktor
    Josef Hagg / 15 Stimmen
    Josef Kromer / 1 Stimmen
    Peter Pfister / 1 Stimmen
    17 Stimmen
    _________________________________
  2. zum Turnwart
    Peter Pfister / 15 Stimmen
    Josef Kromer  / 2 Stimmen      
    17 Stimmen
    ____________________________
  3. zum Kassier
    Sebastian Gauggel  / 16 Stimmen
    Markus Abt / 1 Stimme       
    17 Stimmen
    _____________________________
  4. zum Schriftwart
    Markus Abt / 9 Stimmen
  5. zum Fähnrich
    Emil Gauggel / 17 Stimmen
  6. zum Vorturner
    Sebastian Gauggel / 7 Stimmen
  7. beratenden Stimmen
    Josef Kromer / 17 Stimmen
    Jakob Lehleiter  / 17 Stimmen

Und sind auf den Zeitraum von einem Jahr gewählt:

  1. Direktor Josef Hagg
  2. Turnwart Peter Pfister
  3. Schriftwart Markus Abt
  4. Kassier Sebastian Gauggel
  5. Fähnrich Emil Gauggel
  6. Sebastian Gauggel, Markus Abt
  7. beratende Stimmen Josef Kromer, Jakob Lehleiter

Wir vorgenannten Gewählten erklären uns zur Annahme der Charge bereit.

Es folgen sämtliche Unterschriften.

Der Turnverein Harthausen nach den Gauakten

1872  
in den Gau aufgenommen

1873  
Josef Hagg zeichnet für den TV Harthausen

1874  
2 Preisrichter  –  Josef  Kromer und Josef Hagg – waren für Harthausen tätig, Josef Hagg zeichnet das Protokoll ab.

1875  
sind auf dem Gauturnfest in Trochtelfingen Hagg und Gauggel tätig, das Protokoll wir von Josef F. Hagg unterschrieben

1876  
wird auf der Sitzung des Gauausschusses in Trochtelfingen als Vorort, d.h. als Festort für das Gauturnfest bestimmt. Harthausen stellt die Preisrichter Gauggel und Endriß. Peter Pfister beglaubigt das Protokoll.

1877  
findet in Harthausen das Gauturnfest statt. Pfister ist Protokollführer. Hier wurden auch regelmäßige Versammlungen für Turnwarte beschlossen.

1878  
auf dem Gautag u.a. 12 Preisrichter genannt, darunter von Harthausen Stefan Abt und Peter Roth. Es unterzeichnet das Protokoll der Vereinsvorstand C. Failer.

1879   und 1880  
Preisrichter und Vereinsvorstand wieder Casimir Failer.